Der Weingarten ist zwar nicht mehr das Hauptarbeitsgebiet der Alm, doch
immer noch stark das Arbeitsjahr bestimmend, vom Austrieb im Frühjahr
bis zur Reife im Herbst, sich Jahr für Jahr wiederholend. Die folgenden
Beschreibungen der verschiedenen Arbeiten und die Erläuterungen dazu,
sollen einen Eindruck vermitteln, von der Art, wie auf der Alm ein Weingarten
bewirtschaftet wird, und wie die Mitarbeiter dabei eingebunden sind.
Winterschnitt:
Im Spätwinter werden die Weinstöcke bis auf wenige Triebe
zurückgeschnitten. Dabei ist auf Stockform, Triebverteilung, Gesundheit
der Triebe, Zustand des Stockes, Bindemöglichkeit der Triebe an das
Drahtgerüst, und noch auf einiges zu achten. Der Schnitt wird deshalb
von den Betreuern ausgeführt, die Folgearbeiten, wie das Gewirr an
abgeschnittenen Trieben aus dem Drahtgerüst entfernen, und dabei die
stehengelassenen Triebe nicht verletzen, werden zum Großteil von
Mitarbeitern ausgeführt. Das Einsammeln der Triebe ist vor allem im
steilen unteren Teil des Weingartens anstrengende Arbeit an der dann auch
alle beteiligt sind, Betreuer und Mitarbeiter. Dass die Arbeitsleistung der
einzelnen dabei sehr unterschiedlich ausfällt ist unwichtig im Vergleich
zum, durch Zusammenarbeit erreichten Ergebnis. Wer für welche Arbeiten
eingesetzt wird, hängt von den Fähigkeiten, Stärken und Interessen
der einzelnen Mitarbeiter ab, aber auch von der Notwendigkeit und Dringlichkeit
der Arbeiten, aufdass im Herbst Trauben geerntet werden können. Es ist
ein wichtiger Aspekt der Alm, dass nicht nur die Stärken und Interessen
der einzelnen Mitarbeiter berüksichtigt und gefördert werden, sondern
dass diese für ein gemeinsames Ziel der Alm, eben Trauben zu ernten,
bestmöglich eingesetzt werden.
Gerüstsanierung:
Das Gerüst aus Holzstehern und Drähten, an dem sich der Wein hochrankt,
muss jährlich kontrolliert und ausgebessert werden. Verfaulte Steher
werden erneuert, verrostete Drähte ausgetauscht, alle Drähte
nachgespannt, die Rebstecken für den Halt der einzelnen Stöcke
werden nachgeschlagen, und wenn nötig durch neue ersetzt. Diese
Arbeiten, die nach dem Winterschnitt, und vor dem Austrieb geschehen
müssen, werden meist in kleinen Teams von einem Betreuer und ein bis
zwei Mitarbeitern ausgeführt.
Binden:
Ist das Gerüst saniert, und die Drähte gespannt, werden die
stehengelassenen längeren Triebe (Strecker) vorsichtig gebogen,
und an den untersten Draht gebunden. Es ist oft nicht einfach zu entscheiden,
wohin man den Strecker biegt, um eine optimale Verteilung der neuen Triebe
über das Drahtgerüst zu erreichen, ohne ihn abzubrechen. Einzelne
langjährige Mitarbeiter sind neben Betreuern an dieser Arbeit beteiligt.
Bodenbearbeitung:
Um den Unkrautbewuchs um die Stöcke herum einigermaßen in Grenzen
zu halten und zur Erdauflockerung sollten die Stockreihen zumindest einmal
im Jahr geheindlt werden. [Heindln = auflockern der Erde mit einer Haue (=einem
Heindl)] Nach 6 Jahren mit erfolglosen Versuchen durch den ganzen Weingarten
zu kommen mit dem Heindln, sind wir dazu übergegangen, die Reihen erst
mit Gabelspaten flach umzustechen, und die größeren Brocken dann
mit den Heindln zu zerkleinern. Äußerst mühsam, immer noch,
aber doch haben wir es auf diese Weise jetzt schon das zweite Jahr geschafft,
den ganzen Weingarten zu heindln. Bei dieser Bodenlockerung wird auch noch
Mannakorn als Stickstoffdünger oberflächlich eingearbeitet.
Die Bearbeitung der Gassen geschieht hauptsächlich mit unserem kleinen
Weingartentraktor. Jedes zweite Jahr wird jede Zweite Gasse erst gegrubbert,
dann gefräst, dann wird Gründungung gesät (das wieder
händisch). Diese Frühjahrsarbeiten beginnen wenn der Boden genug
aufgetrocknet ist, um nicht in kürzester Zeit mit zehn Zentimeter hohen
Platteausohlen aus Erdklumpen an den Schuhen zu haben, und der Traktor nicht
mehr im Schlamm steckenbleibt.
Das ganze Jahr über muss das Gras in den Gassen und um die Stöcke
kurz gehalten werden, um Konkurenzwuchs, aber vor allem die Übertragung
von Mehltau zu verhindern. Das bedeutet, 3 bis 4 mal im Jahr mähen.
Mittlerweile sind schon mehrere Mitarbeiter im Umgang mit der Motorsense
vertraut, und das Mähen deshalb kaum noch "Betreuer-Arbeit".
Pflege und Schädlingsbekämpfung:
Die Alm bewirtschaftet den Weingarten nach biologischen Richtlinien. Trotzdem
kommen wir nicht ohne Spritzen aus (nur erlaubte Mittel wie Netzschwefel,
Wasserglas und Brennesseljauche). Durch gezielte Laubarbeit versuchen wir
von vorn herein ein Aufkommen von Schädlingen zu verhindern. Die Laubarbeit
besteht aus dem aufstrecken der Triebe in das Drahtgerüst, um eine
möglichst gleichmäßige Laubverteilung zu erreichen,
händischem Absammeln von Schädlingen, und später im Sommer
ausgeizen von Blättern in Traubenbereich um durch bessere Durchlüftung
dort einen Mehltaubefall zu verhindern.
Neue Stöcke nachsetzen und hochziehen:
Jedes Jahr sterben einige Weinstöcke ab. An ihrer Stelle werden Jungpflanzen
nachgesetzt, die, um zwischen den benachbarten alten Stöcken aufzukommen,
besonderer Pflege bedürfen. In den Wochen nach dem Setzen brauchen sie
vor allem Wasser, was bedeutet, dass in der Zeit ziemlich oft Leute mit
Wasserkübeln durch den Weingarten stapfen, auf der Suche nach Jungpflanzen.
Mulchringe um die Pflanzen sollen den Unkrautwuchs verhindern, trotzden muß
immer wieder gejätet werden. Jäten ist eine etwas heikle Arbeit,
und noch heikler ist das Ausbrechen von Knospen in den folgenden Jahren,
um aus einem stehengelassenen Trieb einen Stamm aufzubauen (wenn der Trieb
abbricht kann man im nächsten Jahr ganz von vorn anfangen).
Lese:
Die Weinlese ist immer lustig (außer in dem Jahr mit der katastrophalen
Missernte). Alle machen mit beim Abschneiden der Trauben, und jedes Jahr
die spannende Frage, wer schneidet sich als erster in den Finger (meist ein
Betreuer, einmal ein Mitarbeiter einem Betreuer). Da wir aus den Trauben
keinen Wein sondern Traubensaft herstellen, können wir immer nur so
viel ernten und pressen, wie wir am nächsten Tag Saft pasteurisieren
und abfüllen können. So dauert die Lese meist eine Woche. Vormittags
Trauben abschneiden, mit Kübeln zu den Butten in den Anhänger bringen,
mit dem Traktor den Anhänger mit den Butten mit den Trauben vom Weingarten
zum Pressplatz vor dem Haus ziehen. Am Nachmittag die Trauben erst maischen
dann pressen, alles mit handbetriebenen Geräten und mit
abwechselnder (wenn auch unterschiedlich starker) Beteiligung aller.
Der ausgepresste Saft wird in Fässern bis zum nächsten Morgen gelagert,
damit sich der gröbste Trub absetzen kann. In aller Früh kommen
dann zwei Mitarbeiter und beginnen mit dem Pasteurisieren und Abfüllen.
und das kommt dabei heraus...

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